---Morocco | Mauritania | Sénégal | The Gambia | Guinée Bissau | Guinée | Sierra Leone | Liberia | Côte d'Ivoire | Ghana | Togo | Benin | Nigeria | Cameroun | Gabon | Congo | D.R. Congo | Angola | Namibia | South Africa

In zehn Tagen durch die Sahara. Eine Chronik.

Mittwoch: Agadir. Nach 8 Stunden Schaffen bei McDonalds, inklusive nervigem Kindergeburtstag, trafen wir abends Younes. Er erzählte uns, wie er durch einen Road Trip auf die Idee kam, Blogger zusammenzubringen um sich auszutauschen. Mit seinen Mitstreitern Younes und Mounir rief er dafür die Maroc Web Awards, auf denen wir einige Tage zuvor selbst zu Gast waren, ins Leben und organisiert parallel spezielle Konferenzen für – unter anderem auch internationale – Blogger. Hauptgeschäft der drei Gründer ist ihr seit 2007 etabliertes Unternehmen Synergie Media, welches Webseiten für marokkanische Unternehmen gestaltet. Derzeit in Arbeit ist zudem das Internetmagazin The Nexties, welches analog zu Techcrunch die Themengebiete Web, Mobile und Technology in Marokko abdeckt und eine Datenbank marokkanischer Unternehmen führt. Nach der Aufnahme eines Videointerviews machten wir ein Abschiedsfoto und brachen noch am Abend in Richtung Süden auf. Das Ziel: Legzira, ein Küstenabschnitt, welcher für seine bogenförmigen Klippen bekannt ist.

Donnerstag: Steinbogen besichtigen. Fotoshooting mit wildem Hund. Weiter nach Sidi Ifni fahren – ein Ort, welcher unter älteren europäischen Touristen anscheinend sehr populär ist. Vespern in der Sonne, ein paar Stunden in Café frisch gepressten O-Saft trinken und arbeiten. Nachmittags Fahrt Richtung Süden fortsetzen. Nacht an felsigen Klippen.
Freitag: Wir treffen in Laayoune einen netten Restaurantbesitzer, der uns den ganzen Tag mit Internet und Strom versorgt. Nachmittags werden wir zu selbstgemachtem Couscous eingeladen, ein Gericht – so lernen wir – welches freitags in quasi jeder marokkanischen Familie gegessen wird. Abends brechen wir nach Dakhla auf und übernachten auf dem Weg an einem eindrucksvollen Abhang vor der Küste.
Samstag: Morgendusche im Meer. Aufbruch nach Dakhla. Kurzer Halt bei einer Kamelherde. Martin spielt Trompete, die Kamele gucken. Polizeikontrolle am Kreisverkehr nach Dakhla. Nicht angeschnallt: 30€. In Richtung Halbinsel lockt die riesige Sandfläche zur Testfahrt: Natürlich bleiben wir stecken. Aber: Unsere Sandbleche funktionieren. In der Stadt laufen wir kurz umher, schauen dann an der Atlantikküste den Kite-Surfern und im Anschluss dem Sonnenuntergang zu.
Sonntag: Aufwachen mit Meeresblick. Zurück Richtung Festland, kurzer Stop in einem Surfercamp. Erneut Polizeikontrolle am berüchtigten Kreisverkehr, diesmal sind wir angeschnallt. Nach Kontrolle von Bremslichtern, Warndreieck, Warnweste und Feuerlöscher ist unser neues Vergehen das abgelaufene Datum des Letzteren – immerhin können wir auf 10€ runterhandeln. Weiterfahrt in Richtung Mauretanien. Für die Nacht halten wir kurz vor der Grenze. Marokkanische Soldaten kommen aus dem Nichts, lassen uns aber dort übernachten.
Montag: Trotz frühen Aufstehens finden wir bereits eine lange Schlange vor. Als der marokkanische Grenzposten um 09:00 öffnet, drängeln sich Autos wahllos aneinander vorbei. Wir spielen Karten. Kurz vor 11 geht es für uns zügig weiter: Der Kontrolleur freut sich, etwas Deutsch sprechen zu können, er hat vor ein paar Jahren mal in Deutschland gearbeitet. Noch schnell zwei Senegalesen ein Stück abschleppen, dann weiter 4km querfeldein zum Mauretanischen Grenzposten – scheinbar fühlt sich keines der Länder für diesen Streckenabschnitt zuständig, statt eines Weges gibt es Sandpisten verschiedener Schwierigkeitsgrade. Wir wählen die abenteuerliche Variante inklusive Steckenbleiben. Dann: Grenzposten Mauretanien. Ein Helfer schleust uns zügig durch die Kontrollen. Von Soldaten lassen wir uns Wickeltechniken für Kopftücher erklären. Unseren Helfer lassen wir verärgert zurück, da sein Preis zu hoch ist und er nicht handeln will. Kontrolle Gendarmerie. Kontrolle Polizei. Kontrolle Militär. Auf nach Nouadhibou.
Dort direkt zum Bahnhof, um unser Auto auf den unter Afrikareisenden berühmten, quer durch die Sahara führenden Eisenerzzug laden zu lassen, um so Atar zu erreichen. Wir sollen am nächsten Morgen wiederkommen und campen in Auberge Abba, einem netten, sauberen Plätzchen mitten im Zentrum.
Dienstag: Wieder am Bahnhof. Nach einer Stunde Diskussion erfahren wir, dass die Plattform für Fahrzeuge nicht verfügbar sein wird. Wir entscheiden uns, ohne Auto hin und zurück zu fahren, da die Fahrt lohnenswert sein soll. Nach dreistündiger Verspätung geht es am frühen Abend los – gratis, da wir in einen Eisenerzwaggon klettern. Für diese Transportmöglichkeit besteht große Nachfrage, unter Anderem ganze Ziegenherden werden verladen. 4 Stunden sonnige Fahrt durch die Sahara mit einzigartigen Impressionen. Dann weitere 8 Stunden in Dunkelheit, Kälte, extremem Staub, Lärm und Rütteln – gleichzeitig bekommen wir Fieber und Magenkrämpfe. 400km später ist es 04:00 morgens. Wir steigen in Choum, einer Stadt mit 2000 Einwohnern mitten im Nirgendwo aus und folgen Leuten aus dem Waggon neben uns, da sie von „Hotel“ sprechen und wir keine Wahl haben. Zusammen trinken wir Tee in irgendeinem Haus – wie wir später erfahren tatsächlich ein Hotel – und legen uns dann zum Schlafen einfach auf den Teppichboden.
Mittwoch: Wir wachen um 09:00 auf, ohne dass es uns wesentlich besser geht. Bis zur Rückfahrt sind es noch 9 Stunden. Zu nichts anderem in der Lage, liegen wir Ewigkeiten herum und trinken Tee mit dem Hotelbetreiber und seinen Freunden. Nach einer kurzen Stadtführung im Auto treffen wir den Polizeichef, welcher uns höchstpersönlich noch zum Hotel begleitet. Wieder stundenlang herumliegen. Draußen ist nicht viel los, die Sonne brennt. Ab und zu sieht man ein paar Ziegen und Esel vorbeilaufen. Dann geht es zum Bahnhof, diesmal bevorzugen wir den Passagierwaggon, an welchem der Zahn der Zeit – um es positiv auszudrücken – schon merklich genagt hat. Trotzdem schaffen wir es irgendwie, auf der 14-Stündigen Strecke zu schlafen.
Donnerstag: Ankunft gegen 07:00 morgens. Trotz abenteuerlicher Fahrt sind wir wieder fit. Ab zur Auberge. Der Wüstenstaub sitzt überall. Nach ausgiebiger Waschzeremonie brechen wir nach Nouakchott auf, 450km später kommen wir im Dunkeln an. Auf der Hauptstraße werden wir wild gestikulierend überholt. Ein Mann ohne Uniform gibt sich als Drogenpolizei aus und fordert uns in hartem Ton auf, ihm zu folgen. Trotz seiner „Dienstkarte“ trauen wir ihm nicht, er wird aggressiv. Wir ignorieren ihn und fahren weiter. Hupend überholt er uns, bremst uns aus und schreit uns an. An einer roten Ampel hängen wir ihn ab und bleiben eine Weile neben einer Polizeisperre stehen. Dass sich unser Verfolger nun nicht mehr blicken lässt, bestätigt unseren Verdacht. Im nächsten Internetcafé suchen wir wieder nach einer Camping Auberge und landen einen Glückstreffer: Ein abgeschotteter Hof mit vielen internationalen Reisenden, Sandterrasse und WiFi. Erste Moskitos begrüßen uns.

Freitag: Ausschwärmen und Visamöglichkeiten vor Ort checken. Wir treffen „Tidi“ Diagana, Leiter des Konsulats der Elfenbeinküste, welcher uns auf Deutsch empfängt. Stück für Stück erfahren wir, begleitet von alten Schwarzweißaufnahmen, Einzelheiten seiner faszinierenden Lebensgeschichte: Studium der Architektur und Stadtentwicklung in Frankreich und Deutschland. Trainerschein in Frankreich, anschließend Nationaltrainer Mauretaniens. Fußballprofi bei Hannover 96. Ungeplant französischer Meister im Hochsprung. Befreundet mit Willy Brand und Uwe Seeler. Legte gemeinsam mit Charles de Gaulle und dem ersten mauretanischen Präsidenten den Grundstein für Nouakchott, der Hauptstadt Mauretaniens. Als Architekt leitet er derzeit verschiedene Bauprojekte in Mauretanien und anderen afrikanischen Ländern. Weiterhin bildet er vor Ort junge Menschen handwerklich aus, um diesen im Anschluss die Selbstständigkeit zu ermöglichen. Wir sind glücklich über diese sehr zufällige Begegnung. Noch am selben Tag bekommen wir unsere Visas.