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Erste Ideen made in Africa

To-Do am Montag: Das Visum für Mauretanien. Im Botschaftsviertel war früh morgens nicht viel los, die Schlange vor der Visa-Stelle nur sehr kurz. Schnell kamen wir ins Gespräch: Mit einer Gruppe französischer Reisenden auf dem Weg nach Sénegal, sowie Boris, Teilnehmer der Budapest-Bamako Rallye.

Um halb 9 öffnete sich die Stahltür, ein Mitarbeiter verteilte hastig Formulare und schon war die Tür wieder zu. Das Ausfüllen überließen wir den Profis: Zwei sehr entspannte Visa-Experten, auf Klappstühlen am gegenüberliegenden Straßenrand sitzend, kritzelten sich in Sekundenschnelle durch unsere Dokumente, und tackerten gleich auch unsere Passfotos an die richtige Stelle. Ein lukrativer Job, geht man davon aus, dass sie vermutlich nicht nur das mauretanische Visumformular beherrschen.

Um 9 öffnete sich erneut die Tür, die ersten Aspiranten traten ein und servierten Pass, Formular plus 340 Dirham (ca. 30€). Plötzlich hatte der Mitarbeiter keine Lust mehr und ließ die restliche Schlange eine weitere halbe Stunde vor der Tür herumstehen. Anschließend waren auch wir dran, und schon am Nachmittag konnten wir unser Visum abholen. Erfolgsfoto mit dem Rallye Team. Ins Auto steigen. Aufbrechen in Richtung Casablanca.

Auf dem Weg hielten wir kurz in Mohammedia, einer kleinen Hafenstadt mit weitläufigen Sandstränden. Spaziergang. Kurzes Workout. Wieder ab ins Auto, irgendwo vor Casablanca übernachten.

Dienstag hatten wir unseren ersten Termin bei der AHK, der deutschen Außenhandelskammer in Casablanca. Dort trafen wir Anaïs und Moha, mit denen wir ein spannendes Gespräch über junge Unternehmer in Marokko führten. Wir lernten, dass es viele junge Marokkaner gibt, welche in Deutschland studiert bzw. gearbeitet haben und jetzt zurück nach Marokko kommen, um hier ihre Geschäftsideen zu verwirklichen. Dies unterstüzt die AHK mit dem Programm Geschäftsideen für Marokko. Wir erfuhren von Aziz, Telekommunikationstechniker in Deutschland, welcher nach Marokko zurückkehrte um Olivenöl zu produzieren, sowie Faouzi und Said, die sich in Deutschland kennenlernten, und nun gemeinsam recyclebare PVC Fensterrahmen produzieren. Für Deutschland im Allgemeinen ist der marokkanische Markt jedoch quasi unsichtbar: „Marokko ist eine Blackbox für Deutschland“, so Moha.

Am Abend waren wir eingeladen zu einem Treffen von StartUpYourLife, dem Netzwerk der marokkanischen Entrepreneure. Organisiert wurde das Ganze von Fatim, Gründerin des Coworking-Spaces „New Work Lab“ in Casablanca. Angedacht als kleines Meetup mit 8 Personen, waren schließlich ca. 25 Teilnehmer anwesend und diskutierten ausführlich die Probleme marokkanischer Existenzgründer.

Wir lernten unter anderem, dass es schwierig ist, qualifizierte Mitarbeiter zu finden, da die geeigneten Leute in der Regel selbst gründen möchten; dass Kapital in Marokko zwar vorhanden ist, aber Investoren durch das hohe Risiko sowie das Fehlen einer Entrepreneurship-Kultur bislang sehr zurückhaltend investieren; sowie dass insbesondere junge Menschen nicht ausreichend für das Thema Selbstständigkeit sensibilisiert sind. Gleichzeitig aber wurde uns durch das Engagement der Teilnehmer deutlich, dass die Umstände sie nicht davon abhalten, sich für eine Startup-Kultur in Marokko einzusetzen und mit ihren eigenen Projekten und Unternehmen Vorbild für die zukünftigen marokkanischen Entrepreneure zu sein.

Einige der Start-ups, welche wir an diesem Abend kennenlernten, waren:

  • Kipintouch: Ein neuer Ansatz für Digitale Visitenkarten
  • KEZAKOO: Eine marokkanische E-Learning Plattform
  • EIGENVALUE: Marktanalyse für marokkanische Unternehmen
  • AmanPay: Sicheres Bezahlen im Internet

Am Mittwoch machten wir uns früh morgens mit dem Zug auf in Richtung Rabat. Dort trafen wir Ilyas, Experte für den Bereich Entrepreneurship in Marokko. Wir unterhielten uns unter anderem über Frugal Innovation sowie die großen Herausforderungen von Existenzgründern in Marokko:

  • Inkubation an öffentlichen Einrichtungen ist aufgrund bürokratischer Hürden kaum möglich, weiterhin sind die Verhältnisse in Bezug auf Anteile und geistiges Eigentum nicht eindeutig geklärt
  • Mangel an Business-Angel Netzwerken
  • Aufgrund des Fehlens von Technologieclustern ist es schwierig, geeignete Mitarbeiter zu finden
  • Die Zeitspanne, in denen Geschäftskunden ihre Rechnungen bezahlen ist oft zu lang und nicht wirklich reguliert
  • Der „Entrepreneurial Spirit“ etabliert sich nur langsam in der bisher eher traditionellen Kultur

Ähnlich wie die AHK sieht er ein großes Potenzial in der „Diaspora“ – Marokkanern, welche nach längerer Beschäftigung im Ausland wieder zurückkehren. Doch dürfen diese die Hürden für den Eintritt in den marokkanischen Markt nicht unterschätzen.

Einen solchen Rückkehrer trafen wir im Anschluss auf einen Tee – namentlich hier nicht genannt, da er für seinen baldigen Markteintritt unter dem Radar bleiben möchte. In Deutschland studiert und gearbeitet, kannte er beide Länder und gab uns wertvolle persönliche Einblicke. Er kritisierte, dass es bei jungen Leuten in Marokko nahezu einen Ansturm auf sichere Beamtenpositionen gibt. Gleichzeitig wurde betont, dass eine Entrepreneurship-Kultur erst erlernt werden müsse, was, wenn auch nur langsam, durchaus gerade in Marokko passiert.

Abends, auf dem Heimweg entlang der Promenade, kamen wir schließlich noch an der Moschee „Hassan II“ vorbei, welche sich im Licht eindrucksvoll im schwarzen Nachtimmel präsentierte…