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Eine abenteuerliche Reise von Bissau nach Freetown



Bissau. Aufgrund der gemütlichen Unterkunft inklusive funktionierender Infrastruktur – das Grundstück verfügt über eine eigene Wasserpumpe, einen Dieselgenerator sowie Satelliteninternet – verbringen wir mehrere Tage auf unserem Stellplatz unter einem Mangobaum. Wir lernen einen bulgarischen Bauunternehmer kennen, welcher für eine serbische Firma ein von den Chinesen finanziertes Projekt in Bissau leitet, sowie einen Schweizer, welcher mit seiner Freundin in einem umgebauten Renault Espace angereist ist und das Auto, laut eigener Aussage, innerhalb von fünf Minuten verkauft hat. Zudem treffen Gee und Thimba ein.

Wir werden Stammkunden in einer kleinen, aus einem alten Container gebastelten Bar mit überdachter Terrasse, in der abends stets ein Ansturm auf Liveübertragungen verschiedener Fußballspiele aus europäischen oder afrikanischen Ligen herrscht. Dank der Sprachbarriere bekommen wir, anstelle einer einfachen Portion Pommes, regelmäßig Fisch mit Salat serviert, welcher jedoch ausgezeichnet schmeckt. Direkt nebenan befindet sich die nigerianische Botschaft, in der wir, dank eines sympathischen Botschafters, innerhalb weniger Stunden unser Visum erhalten.

Eines unserer Highlights in Bissau sind die Fahrten mit den Toka Tokas, blau-orange bemalten Minibussen mit festen Routen, in denen bis zu 16 Leute Platz finden um ausgesprochen günstig von A nach B zu gelangen. Das Ganze wird begleitet von lauter afrikanischer Popmusik.

Für Karneval wird die einzige Straße ins Stadtzentrum vollgesperrt. Gezwungen zu einem 6 km Marsch stellen wir fest, dass die Phrase „Der Weg ist das Ziel“ in diesem Fall durchaus zutrifft. Fröhlich bewegen sich die Massen in schrägen Verkleidungen in Richtung Bissau, die Straßenränder sind lückenlos besetzt von kleinen Ständen, an denen es alle erdenklichen Früchte, Gebäcke und Getränke gibt. Bei einem Rundgang durch die Stadt beobachten wir, dass der Containerhafen – es ist der einzige des Landes, verschifft werden fast ausschließlich Cashew Nüsse und Holz – für die Menschen eine große Faszination ausübt. In Reihen auf Bänken entlang der Promenade sitzend, wird dem Ent- und Beladen der Containerschiffe gefolgt. Abends schauen wir einem Reggae Konzert zu, am nächsten Nachmittag dem großen Karnevalsumzug, welcher zwar bunt und fröhlich, jedoch von großer Militär- und Polizeipräsenz geprägt ist. Fotografieren darf man nur mit staatlicher Lizenz.

Bissau – Koundara. Im Konvoi mit Gee brechen wir auf in Richtung Osten und nehmen die nördliche Route nach Guinea, mit dem Tagesziel Koundara. Wir stellen überrascht fest, dass die Straßenkontrolleure in diese Richtung immer freundlicher werden. Nach einem unproblematischen Grenzübergang geht das Ganze soweit, dass uns gut gelaunte Polizisten nach etwas Smalltalk frisch gepflückte Mangos schenken. Auf einer mittelmäßigen Piste bewegen wir uns langsam in Richtung Koundara, während im rötlichen Licht des Sonnenuntergangs kleine Dörfer mit traditionellen Rundhütten an uns vorbeiziehen, umgeben von unzähligen Mangobäumen. Wir übernachten in einem älteren Anwesen ohne Strom und fließend Wasser und essen abends, gemeinsam mit unserem holländischen Freund, leckeres Grillfleisch bei lokalem Bier.

Koundara – Labé. Am nächsten Tag geht es, wieder gemeinsam, von Koundara nach Labé, einer mittelgroßen Stadt im Herzen Guineas. Die Strecke führt mitten durch den Dschungel auf einer sich im Bau befindlichen Schnellstraße. Beim Durchqueren einzelner Baustellen identifizieren wir stets chinesische Bauleiter, welche sogar teils selbst zur Schaufel greifen. Zum größten Teil weder asphaltiert noch begradigt, kämpfen wir uns in glühender Hitze durch eine extrem schwer zu befahrende Piste, an welcher vergangene Regenzeiten deutliche Spuren hinterlassen haben. Landschaftlich werden wir jedoch umso mehr belohnt. Fasziniert beobachten wir immer wieder, wie sich höhergelegte PKWs, vollbeladen mit Menschen, Tieren und Gegenständen – sowohl innen als auch auf dem Dach – in gefühltem Vollgas an uns vorbeiquetschen. Höhepunkt der Strecke ist die Fährfahrt über einen kleinen Fluss: Auf einer manuellen Fähre mit der Kapazität von zwei Autos werden wir langsam über das Wasser gekurbelt. Trotz Rampen haben wir erst nach einer kurzen Fahrt durch knietiefes Wasser – für uns eine Premiere – wieder festen Boden unter uns.

Labé ist gefüllt von Menschen, Straßenständen und wild umherfahrenden Fahrzeugen, insbesondere kleinen Motorradtaxis, die sich geschickt an den ausgeprägten Schlaglöchern vorbeischlängeln. Von nun an zum Stadtbild gehören die links und rechts neben der Straße entlangführenden, offenen Abwasserkanäle, welche für alle Verkehrsteilnehmer eine nicht unerhebliche Gefahr darstellen. Wir übernachten auf dem Parkplatz des Hotel Tata, wo wir, laut Aussage sämtlicher Afrikareisender, die beste Pizza in Guinea – mit Käse! – genießen.

Labé – Conakry. Allein – Gee’s Hund Thimba hat eine längere Erholung mehr als nötig – brechen wir nach Conakry, der Hauptstadt Guineas auf. Die Straße ist zwar asphaltiert, jedoch entlang großer Strecken in extrem schlechtem Zustand. Die schmalen, uneinsichtigen Serpentinen entlang der Route zwingen uns, statt des Umfahrens der Schlaglöcher stets auf der eigenen Spur zu bleiben und auf knapp Tempo Null abzubremsen und wieder anzufahren. Doch auch hier lohnt sich die Mühe: Von den eng gewundenen Gebirgsstraßen eröffnet sich uns ein Blick auf weitläufige grüne Landschaften mit kleinen Dörfern und Städten. Es gibt Mangos im Überfluss.

Knapp 30 km vor Conakry finden wir anstelle der Hauptstraße ins Zentrum eine riesige Baustelle vor. Als uns dann ein LKW Fahrer erklärt, dass man derzeit zwei bis fünf Stunden bis in die Stadt benötige, ändern wir unseren Plan und begeben uns in Richtung Osten, wo wir auf dem Parkplatz eines kleinen Motels am Straßenrand übernachten. Dort treffen wir Dante, einen italienischstämmigen US-Amerikaner und Volunteer für das Peace Corps, welcher als Lehrer in einer Schule in der Nähe unserer Unterkunft arbeitet. Er berichtet von den Problemen des Schulsystems: Dass manche Schüler ihn aufgrund fehlender Französischkenntnisse nicht verstehen und die Bildung der Lehrer oft nicht über einfache praktische Kenntnisse hinausgeht. Zudem lernen wir viel über die Umgebung und seine persönlichen Erfahrungen vor Ort: Dante erzählt von einem katholischen Kloster mitten im Wald, abgelegenen Wasserfällen, und dass man in Guinea ungemein auf Rihanna abfährt.

Conakry – Freetown. Auf der Weiterfahrt in Richtung Sierra Leone passieren wir feuchte, dichtbewachsene Täler im vom Morgennebel des tropischen Regenwalds gedämpften Sonnenaufgang. In der Nähe von Flussläufen verkürzt sich die Sicht aufgrund der dichten Nebelwände auf wenige Meter, beim Überqueren der Brücken können wir gerade noch erkennen, wie unter uns kleine, hölzerne Fischerbote durchs Wasser gleiten. Die Einreise nach Sierra Leone erfolgt fast problemlos. Die Standardformalitäten werden von einem jungen, aufgeweckten Beamten zügig durchgeführt. Von einer Frau am Grenzposten bekommen wir afrikanische Namen: Max heißt von nun an „Santigie“, Martin „Sorie“ und Philipp „Moliah“ – in der Tat handeln wir uns mit deren Erwähnung an den weiteren Kontrollen viele Sympathiepunkte ein. Einziger Wehrmutstropfen ist die Tatsache, dass wir, trotz Protest, anstelle eines Privatfahrzeugs als kommerzielles Fahrzeug eingestuft werden, was uns bei der Plakette zur Durchfahrt natürlich mehr Geld kostet.

Unser nächstes Ziel: Freetown…